Sportsalben und Alternativen im Check

Group 15 26.05.2025 |    Minuten Lesezeit
Expertenwissen
Die MeterMacher

Sportsalben und Sportgele gibt es in unzähligen Ausführungen in Apotheken und Drogerien zu kaufen. Doch wie wirksam sind sie wirklich?

Viele Sportlerinnen und Sportler haben sie im Schrank – Salben, Cremes oder Gels gegen Zerrungen, Muskelkater oder Verspannungen. Die Auswahl ist riesig: In den Regalen der Drogeriemärkte und in Apotheken findet man rezeptfreie Schmerzsalben mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Diclofenac – bis hin zu pflanzlichen Alternativen mit Arnika, Menthol oder Rosskastanie. Wirken diese Produkte wirklich?

Was Studien sagen

Vorweg: Die Studienlage zu Salben mit entzündungshemmenden Wirkstoffen ist eher dünn. Eine Analyse zu topischen Analgetika, durchgeführt vom unabhängigen Netzwerk Cochrane zeigt, dass diese Präparate bei oberflächlichen Beschwerden wie leichten Muskelverspannungen oder Prellungen eine schmerzlindernde Wirkung haben können. Allerdings wirken die Salben eher an der Oberfläche, weshalb sie bei tieferliegenden Muskel- oder Gelenkverletzungen weniger effektiv sind.​ Noch weniger erforscht ist die Wirksamkeit pflanzlicher Salben bei Sportverletzungen oder Muskel- und Gelenkschmerzen.
Es gibt zwar Untersuchungen, die nahelegen, dass pflanzliche Präparate mit Arnika oder Beinwell eine abschwellende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirksamkeit aufweisen können. Insgesamt mangelt es jedoch an belastbaren Studien, die den Nutzen von pflanzlichen Salben oder Gels untermauern.

Was ein Sportwissenschaftler empfiehlt

Der Sportwissenschaftler Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln ist dementsprechend auch skeptisch, was den Einsatz von Sportsalben jeglicher Art angeht. Er sagt: „Die Wirkung ist überwiegend subjektiv. Viele Salben dringen gar nicht tief genug ein, um bei tiefliegenden Verletzungen, etwa in der Oberschenkelmuskulatur, etwas ausrichten zu können.“

Sportsalben und -gels hätten daher eher einen psychologischen und weniger einen medizinischen Effekt: „Salben können ein Gefühl von Aktivität vermitteln, aber sie ersetzen keine medizinisch wirksame Behandlung. Vor allem nicht bei tiefgreifenden oder chronischen Beschwerden.“

Alternativen zu Salben

Anstelle von Salben oder Gels rät der Experte zu natürlichen, physikalischen Maßnahmen. Bei Muskelkater zum Beispiel bringe es laut Froböse wenig, mit Schmerzsalben gegenzusteuern. „Muskelkater ist keine Krankheit, sondern eine völlig normale biologische Reaktion des Körpers auf eine Überforderung.“ Deswegen sollte man den Muskelkater nicht bekämpfen. Stattdessen empfiehlt der Sportmediziner muskelkatergeplagten Sportlerinnen und Sportlern diese einfachen Maßnahmen: „Geh in die Badewanne, geh spazieren, dadurch regst du den Stoffwechsel an und dadurch hilfst du dem Immunsystem.“

Maßnahmen bei Sportverletzungen

Eine leichte Sportverletzung wie etwa eine Prellung oder Zerrung kann schnell passieren. Hier hat sich die sogenannte PECH-Regel bewährt, die man als Laie anwenden kann. Sie umfasst vier Sofortmaßnahmen, die die Schmerzen lindern und schlimmere Folgen verhindern sollen. Das P steht für Pausieren, das E für Eiskühlen, das C für Compression mit elastischen Binden und das H für Hochlagern des betroffenen Körperteils. Beim Kühlen bitte Coolpacks und Eiswürfel nie direkt auf die Haut geben, sondern immer ein Tuch dazwischen legen.

Ansonsten gilt: Bei Verletzungen jeglicher Art oder Beschwerden, die von allein nicht weggehen, immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. In der Praxis wird abgeklärt, welche Strukturen genau betroffen sind, zum Beispiel Muskel, Bänder, Knochen oder Knorpel. Je nach Diagnose können im Anschluss entsprechende Therapiemaßnahmen verordnet werden. Erst wenn ernsthafte Begleitverletzungen ausgeschlossen sind und die Schmerzen abgeklungen sind, spricht nichts dagegen, das Training behutsam wieder aufzunehmen.